Kerstin Franke-Gneuß: IUS_In manu dei

Kunst im öffentlichen Raum Dresden Franke-Gneuss
Foto: Kerstin Franke-Gneuß
Projekttitel
„IUS_In manu dei“ Wandrelief
Ort

Neubau Amtsgericht Dresden, Roßbachstr. Ecke Schulgutstr. Dresden

Realisierung

Ausschreibung 2011, Realisierung 2012

Bauherr

Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien– und Baumanagement Dresden

Der künstlerische Impuls der Dresdner Künstlerin Kerstin Franke-Gneuß für die Ausstattung des Neubaus des Amtsgerichts Dresden entwickelte sich aus der Bedingtheit von Recht und Schutz.

Das bevorzugte künstlerische Mittel Kerstin Franke-Gneuß’ ist die Linie. Auch wenn bei diesem Raumobjekt die Farben den ausschlaggebenden Impuls gaben, ist die Linie allgegenwärtig. Denn aus den Linien, aus ihren Überlagerungen und Überschneidungen, entwickelt die Künstlerin die Gestalt der Farbflächen, die sich nicht nur optisch von einander abheben, sondern auch physisch aus der Wand hervortreten, einander durchdringen und sich überlagern.

Die Dominanz der Rottöne erklärt sich aus dem Blick in die Geschichte. Das Recht stand auf der Seite der Macht. Das ins Violett neigende Rot, das dem Purpur der römischen Kaiser nahe ist, ist ein direkter Verweis auf einen wesentlichen Impuls für die abendländische Rechtstradition, auf den spätrömischen Codex Iustinianus. Der Dreiklang der Rottöne wird kontrastiert mit den benachbarten Farben Gelb und Grün. Wobei sich das Gelb im solaren Prinzip des Talmud verbirgt, während das Grün, die Gleichheit in sich tragend, dem Iustinianischen Recht entnommen ist.

Diese Komposition aus fünf Farbtönen empfängt den Besucher - egal ob Richter, Anwalt, Kläger oder Angeklagter - im Foyer und geleitet ihn, in dynamischen Schwüngen und kraftvoller Bewegung die Treppe hinauf, zu den Verhandlungssälen. Die Treppenwand, die vom Erdgeschoß in das Obergeschoß führt, ist geprägt von großer Dramatik. Sie kann als Ausdruck von Unsicherheit, Ungewissheit und Zweifel interpretiert werden - Gefühle, wie sie wohl vielen Besuchern bei Gericht vertraut sind. Die Schwünge die uns in den Wartebereich vor den Gerichtssälen geleiten, sind Energielinien gleich, sie führen aus beiden Richtungen in Wellen in den Raum und schaffen auf dem Weg zu ihrem Kulminationspunkt und an diesem Punkt selbst einen Kraftraum, einen Ort der Konzentration und des Sich-Sammelns. Die Assoziation des Maritimen kommt nicht von ungefähr, denn sie ist Ausdruck, des bereits aus der Antike überlieferten Bonmot: „Coram iudice et in alto mare in manu dei soli sumus - Vor Gericht und auf hoher See sind wir allein in Gottes Hand“.

Bild
Kunst im öffentlichen Raum Dresden Franke-Gneuss
Foto: Kerstin Franke-Gneuß
zentriert